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Beziehung in Krise - Krise in Beziehung?!

Macht und Ohnmacht in Beziehungen


Da ist es wieder.
Sabine fühlt die Kälte in sich aufsteigen. Gleichzeitig scheint sie zu schrumpfen. Und ein dicker Kloß steckt in ihrem Hals. 
Das Leuchten, das sie sonst in ihren Augen hat, wird weniger. Fast könnte man meinen, das Licht einer Gasleuchte wird kleiner gedreht ...

Was hatte sie wieder getan? 
Warum nur schrie er sie wieder an? 

Sie stellte sich vor, dass sie sich langsam wie Nebel auflösen und verschwinden könnte ... 

In Krisenzeiten mit Homeoffice und Homeschooling kommen die besten, aber auch die schlechtesten Seiten der Menschen ans Tageslicht.

Die Kombination aus engem Aufeinanderglucken und dem Wissen, aufgrund der Jahreszeit keine Stunden draußen verbringen zu können, steigert die emotionale Belastung. 

Das Nervenkostüm ist sehr dünn und löchrig geworden. 
Bei der Aussicht auf einen langen Winter sinkt die Laune in den Keller.

Wie sieht denn der Tagesablauf aus? 
Die Kinder sind zuhause. Ihnen hier eine Struktur zu bieten, in denen feste Zeiten für „Unterricht“ und Freizeit von den Eltern (ok, meist den Müttern) vorgegeben wird, ist nicht leichtdurchzusetzen. Dabei ist es fast egal, wie alt die Kinder sind.
Der Vater hat sich das Wohnzimmer samt Tisch als sein Büro auserkoren. Hier geht er seiner Arbeit nach, spricht auf online Konferenzen, handelt Verträge aus und diskutiert mit seinenKollegen. 

Die Mutter sieht zu, dass die Kinder beschäftigt sind, beantwortet Fragen, hört Vokabeln ab. In der Zwischenzeit legt sie die saubere Wäsche zusammen und bereitet die nächste Mahlzeit zu.
Sofern sie berufstätig ist, sucht sie sich ein Eckchen, wo sie ihrer Tätigkeit im Homeoffice nachgehen kann...

Klischee oder Utopie? Frauen sind multitaskingfähig


Bei einigen Leserinnen sehe ich ein Kopfnicken, während Andere ungläubig den Kopf schütteln.

Woher kommt es, dass gefühlt noch immer die Fünfziger Jahre auftauchen? 

Kinder darf man sehen, aber nicht hören. 

Frauen umsorgen die Familie.

Der Mann bringt das Geld nach Hause.

Olle Kamellen? 

Oder kommt Dir das ein- oder andere bekannt vor? Entweder als Satz oder ganz unbewusst als Gefühl, was auftaucht...

Wie kommt es, dass sobald Situationen, die außerhalb des „normalen“ Lebens auftauchen, sofort alte Muster und Verhaltensweisen anspringen? 

Und wir, als aufgeklärte Gesellschaft, im Bruchteil einer Sekunde in altertümliche Muster fallen.
Schon bist du das kleine Mädchen oder der kleine Junge, die zu Mutter oder Vater aufsehen und das tun, was der Vater sagt.

Typisch, oder? 

Eltern sind allwissend


Das ist es, was seit Menschengedenken passiert.

Die Alten und Weisen wissen, was zu tun ist.

Die Großen geben die Richtung und den Takt vor.

Frauen und Kinder verlassen sich auf die Männer und folgen den Anweisungen. 

Vor einigen Tausend Jahren, als es um Leben und Tod ging, war das Verhalten richtig, um zu überleben.

Immer wieder sind diese Verhaltensweisen abgelaufen...


Drehen wir die Uhr weiter nach vorn und gehen ins frühe zwanzigste Jahrhundert. 
Der erste und zweite Weltkrieg war geprägt vom Überlebenskampf. 


Der Kampf der Männer fand an der Front statt, der der Frauen zuhause, in den Städten und Fabriken.

Eine Verarbeitung der Erlebnisse hat meist nicht stattgefunden, das Meiste wurde unter den Teppich gekehrt und verdrängt.

Nur, was verdrängt wurde, ist ja nicht automatisch verarbeitet, aufgelöst und integriert.

Beziehungen, die stabil auf Augenhöhe funktionieren und die Raum für eigene Entwicklung bieten, sind stabile Partnerschaften.