Irgendwie bin ich es leid.
Überall gibt es Jahresrückblicke - ich mag nicht mehr.
Gefühlt ist es eine Aneinanderreihung von Katastrophen, die das fast vergangene Jahr geprägt haben. Das alles beherrschende Thema Corona und seine Auswirkungen auf Bettenzahl, Intensivstation und Impfung...
Nein, es ist keine Predigt zum Impfen
Mich entsetzt nur die Art und Weise des Umgangs miteinander, wenn das Thema "Impfen: ja oder nein - und warum?" aufploppt.
Da finde ich es angebracht, etwas Emotion aus dem Thema zu nehmen und eine unserer menschlichen Tugenden anzuwenden: die Toleranz.
Toleranz ist wesentlich für funktionierende Beziehungen,
Um jetzt mal die Brücke zum eigentlichen Thema zu schlagen...
Die Meinung des Anderen stehen lassen. Punkt.
Und das Gleiche gilt für deinen Meinung, auch die darf so stehen, ohne abgewertet oder negiert zu werden.
Gleiches Recht für beide Personen.
Und Anerkennung, dass man bei aller Diskussion um verschiedene Standpunkte, nicht einer Meinung sein muss.
Kannst DU die Meinung deines Gegenübers stehen lassen? Akzeptieren, dass ihr unterschiedlicher Meinung seid?
Das ist der Bereich, der das Außen betrifft.
Vielleicht fällt dir das schon leicht, weil du geübt darin bist.
Oder hast du da noch Schwierigkeiten, mit Anderen und ihrer Meinung tolerant zu sein?
Dann lass uns darüber reden.
Was ist mit den tieferen Schichten der Toleranz?
Genauer gesagt: Wie tolerant bist DU dir selbst gegenüber?
Verurteilst du dich wegen irgendetwas?
Ist da dieses leise Stimmchen, das dir immer wieder zuflüstert, du bist nicht richtig, so wie du bist?
Irgendetwas stimmt mit dir nicht. Deine Eltern, dein Partner, Vorgesetzter, wer auch immer, hat Recht damit?!
STOP!
Wer in dir sagt das?
Die Frage kommt dir seltsam vor?
Überleg mal......... Wer hat dir früher deine Kompetenz abgesprochen?
Du bist zu klein, um xy zu tun...
Du bist zu jung, um ...
Du bist nicht hübsch genug...
Und heute ist es vielleicht so, dass dir gesagt wird:
Dafür bist du zu alt...
Du hast zu viele Falten...
Das macht man nicht...
Kennst du?
Ich auch - von früher.
Was haben die Sätze mit dir gemacht?
Hattest du das Gefühl, dass diejenigen wohlwollend mit dir waren?
Ist das auch bei dir so angekommen, oder hat es dich klein gemacht?
Wurde dein Beitrag zum Gespräch toleriert und (zu-)gehört oder eher abgetan?
Vermutlich war es Letzteres...
Unter solchen Voraussetzungen ist es schwierig, Toleranz zu entwickeln. Das ruft eher Trotz oder das Gefühl von Wertlosigkeit hervor.
(Das ist ein Thema für einen anderen Beitrag.)
Wenn du wissen möchtest, ob du tolerant bist, frage dich selbst, ob du einen Kommentar, eine Meinung, usw. ohne Bewertung stehen lassen kannst.
Natürlich darfst du anderer Meinung sein, aber wieviel Widerstand spürst du in dir, wenn dein Gegenüber eine komplett andere Meinung vertritt.
Folgst du dem Widerstand , oder spürst du den Wurzeln nach, was genau den Widerstand auslöst?
Musst du die Erkenntnisse deinem Gegenüber unter die Nase reiben?
Kannst du dich darüber austauschen?
Wie emotional angestrengt bist du dabei? (Das ist u.a. ein Gradmesser für dich, an dem du erkennst, wie sehr dich ein Thema reizt.)
Wie tolerant bist DU?
Dir selbst und Anderen gegenüber?
Lass uns gern darüber reden.