Warum ist Selbstliebe wichtig?
Das ist die Frage, die mir Martha Leverkusen für die Seite #zeitfürheldinnen gestellt hat.
Spontan hab ich zugesagt, ist es doch ein ganz wichtiges Thema, das auch meine Klient*innen sich stellen.
Ist doch einfach, hab ich gedacht, als ich mir eine Mindmap dazu erstellen wollte …
Welche Dimensionen das angenommen hat, erfährst du auf meinem Blog.
Lass uns loslegen.
Selbstliebe - was ist das eigentlich?
Nur so eine Modegeschichte, auf der mal wieder auf einem Begriff herumgeritten wird?
Oder ist es der Aufruf sich jetzt sofort auf den Egomanentripp zu begeben?
Weit gefehlt. Lass es mich mal aufdröseln.
Selbstliebe ist ein ziemlich großer und abstrakter Begriff.
Für mich erschließt er sich, indem ich mir sozusagen eine „Treppe des Selbst“ baue.
Auf der untersten Stufe liegt für mich das Selbstvertrauen.
Also sich selbst vertrauen. Klingt einfach - ist es das auch?
Ich glaube nicht. Wenn ich laut ausspreche „ Ich vertraue mir voll und ganz.“ hab ich, wenn ich ganz ehrlich bin, manchmal so ein leichtes Ziehen in der Bauchgegend. Das lässt mich weiter fragen, ob es immer so ist, oder wann es sich richtig anfühlt und wann es eben Bauchweh macht.
Da darf ich noch mal genauer hinschauen.
Die zweite Stufe ist für mich die Selbstwirksamkeit.
Sperriger Begriff, unter dem ich mir früher auch nichts vorstellen konnte.
Es heißt, dass ich die innere Überzeugung habe, schwierige Situationen aus mir heraus, aus eigener Kraft sozusagen, selbst meistern zu können.
Kann ich das?
Ja, meistens.
Die dritte Stufe ist für mich das Selbstbewusstsein.
Mir selbst über mich (und mein Denken und Tun) bewusst zu sein und das nach außen zu zeigen, bzw. auszustrahlen.
Na, knirscht es gerade im Gebälk? Oder ploppt plötzlich ein „Ja, aber…“ auf?
Oh ja… ich kenne das auch noch sehr gut.
(Und by the way, es gibt immer wieder Momente, wo auch ich denke, noch nicht gut genug zu sein, etwas nicht zu können, usw.)
Ist das schlimm?
Nein, natürlich nicht, wenn ich nicht darüber hinweggehe, sondern mir die Situation anschaue und mir die richtigen Fragen stelle.
Das wären solche Fragen wie:
Bin ich richtig, so wie ich bin?
Stimmt das wirklich?
Wer (in mir) sagt das?
Anhand solcher Fragen kann ich das für mich aufschlüsseln und so einen subjektiven Wahrheitsgehalt herausfinden.
Meist rückt das mich und mein Weltbild wieder etwas gerader.
Die vierte Stufen meiner Treppe ist die Selbstwahrnehmung.
Dabei helfen mir die oben genannten Fragen sehr viel weiter.
Ich setze mich damit in Beziehung zu etwas oder jemandem und hänge nicht im luftleeren Raum. Das macht schließlich Keine*r von uns.
Ich, oder du, wir sind immer mit anderen Personen, Situationen und Umständen verbunden.
Diese müssen bei der Selbstwahrnehmung unbedingt beachtet werden.
Hast du Lust auf eine Übung?
Die mache ich sehr gern mit meinen Klient*innen.
Nimm dir bitte einen Zettel und einen Stift und notiere jetzt einmal die fünf wichtigsten Menschen in deinem Leben.
Ja, nur fünf, bitte.
Ich warte….
Die Auflösung erfährst du am Ende des Beitrags.
Weiter geht’s…
Habe ich die Selbstwahrnehmung abgeschlossen, kommen wir zur letzten Stufe, der Selbstzuwendung.
Dazu brauche ich meine Sinne mit denen ich in mich hineinhorche, meine Bedürfnisse wahrnehme und spüre, was ich brauche.
Oder auch, was ist Zuviel, was möchte ich loslassen oder abgeben. Was belastet mich?
Das kann sein, dass ich an die frische Luft gehe, mir den Kopf frei pusten lasse und mit der Bewegung andere Dinge auch in Gang kommen, an denen ich festgehangen habe.
Oder mir fallen neue Ideen ein, wen ich fragen könnte, oder wer mir weiterhelfen kann.
Es kann auch in eine ganz andere Richtung gehen, nämlich, dass mein Körper Zuwendung braucht. Das fängt beim Fußbad an, geht über ein Nickerchen bis hin zum Friseur. (Nur, damit du ein paar Ideen bekommst. Deiner Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Wenn dein Körper eine Sporteinheit braucht, ist das völlig in Ordnung.
Es sollte aber auch hier nicht auf eine Überlastung oder Überforderung hinauslaufen.)
Ich nenne es auch „Selfcare“, sich um sich selbst zu kümmern und für sich zu sorgen. Jeden Samstag erinnere ich mit dem „Selcare-Saturday“ in den sozialen Medien daran.
Gern kannst du deine Form der Selbstfürsorge unter dem Post oder hier mitteilen.
Zusammengefasst sind diese fünf Stufen das, was Selbstliebe für mich ist, wenn ich dem nachgehe.
Was mich zur nächsten Frage führt: „Wie geht das, oder besser wie gelingt das?“
Für mich gelingt das nur, wenn ich achtsam bin. Mir selbst gegenüber und selbstverständlich auch Anderen gegenüber.
Dazu gehört ebenfalls eine große Portion Wertschätzung für Alles, was ich habe. Sei es materiell oder immateriell.
Und selbstverständlich gehört die Dankbarkeit dazu.
Dankbar zu sein für meine Familie und Freunde und die Zeit zu haben, die ich mit ihnen verbringen darf.
Aber auch dankbar zu sein für meine sogenannten „Feinde“. Zeigen sie mir angebliche Schwachpunkte auf.
Weshalb genau ich die Überschrift „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ gewählt habe, dürfte klar werden, wenn wir die Selbstliebe in Beziehung zu einer Partnerschaft stellen.
Denn genau die oben genannten Punkte lässt du deiner Partner*in zukommen. Achtsamkeit, Wertschätzung und Dankbarkeit sind die Punkte, die einer Beziehung Stabilität und eine gewisse Sicherheit verleihen.
Für mich gehören sie, wie auch Humor, unbedingt zu einer gelingenden Partnerschaft dazu.
Ich könnte hier noch sehr tief eindringen, was genau Hindernisse sein können und welche Lösungsmöglichkeiten es für die jeweilige Konstellation gibt. Das würde den Rahmen dieses Beitrags bei Weitem sprengen.
Solltest du dich fragen, was das Ganze mit meinem Thema „toxische Elternbeziehung“ zu tun hat, muss ich dir leider sagen sehr viel.
Denn die Vorbildfunktion, die unsere Eltern gehabt hätten, haben sie uns nicht vorgelebt. Jedenfalls meist nicht im positiven Sinn.
Lass den Kopf nicht hängen, das sind alles Dinge, die du lernen kannst, sofern du das nicht schon von dir aus getan hast.
Ich bin mir sicher, mit ein bisschen gutem Willen und dranbleiben, ist ganz viel erreichbar.
Hast du eine konkrete Frage dazu, schreib mir gern eine E-Mail. Die Adresse lautet info[at]AngelikaHoyer.de
Solltest du jemanden kenne, der jemanden kennt ( du weißt schon, die Sache mit : …ich frage für einen Freund), für den der Text oder die Übung hilfreich sein kann, leite den Beitrag bitte weiter.
Und dann schulde ich dir noch die Auflösung der Übung :
Na, wen hast du aufgeschrieben?
Deine*n Partner*in, Freund*in, jemanden aus der Familie oder womöglich eine*n Kolleg*in?
Sehr gut.
Ich glaube, die wichtigste Person hast du vergessen.
Dich.
Du solltest an erster Stelle der fünf wichtigsten Menschen in deinem Leben stehen.
Denn nur, wenn es dir gut geht, kannst du für Andere da sein.
Herzlich,
Angelika